Nordsyrien, Qamishli, Dezember 2015
DAS KLEINE MÄDCHEN…
Ich lief den Weg entlang,
und sah die Blumen.
Im Schatten, mit bunten Farben bemalt, erblickte ich die Lichter.
Und ich sah, neben den Farben und den Lichtern, das große Herz.
Und neben dem Herz, die zwei Kinder.
Stehend.
Auf dem Hügel der Unvernunft.
Mit Waffen und Bomben und Gewehren unter den Füßen.
Fasziniert schaute ich dieses Bild an, ohne zu ahnen, dass ein paar Tage später die Bomben junge Menschen in den Tod reißen würden.
Und während ich die Farben und die Lichter erblickte, erblickte sie mich.
Dieses kleine Mädchen.
Sie blickte mich an, betrachtete mich.
Und ich schaute sie an, und betrachtete sie.
Und so blieben wir für einige Sekunden stehen, sahen uns an, betrachteten uns.
Zwei Menschen, aus zwei so unterschiedlichen Welten kommend.
Und als sie ging, da ging auch ich.
So nahm ich es gedanklich mit, das Bild mit dem Herzen zwischen den Kindern.
Gedanken, die vom kleinen Mädchen berührt wurden.
Dieses Kind machte sich keine Gedanken über Bomben und Gewehre.
Sie schaute mich nur an, fragend, hoffend, erwartend vielleicht…
Und ich schaute sie an… verunsichert, verzweifelt, einsam vielleicht…
Und trotzdem mache ich mir sorgen um ihre Zukunft.
Weil ich immer noch ein Mensch bin und sie, das kleine Mädchen, eine Zukunft braucht
Simon Jacob,
Dezember 2015